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Psychologie. Weniger Stress, mehr Selbstwertgefühl. Hypnose kann helfen, Stresssituationen im Arbeitsalltag besser zu bewältigen. Und Selbsthypnose lässt sich mit etwas Übung erlernen.

Schon wieder wie hypnotisiert? In einem Buch gelesen und das Telefon überhört? Beim Joggen oder Duschen an ein berufliches Problem gedacht und wie von selbst auf die Lösung gestoßen? So sehr in die Arbeit vertieft, dass der knurrende Magen ungehört blieb? Oder in einen Tagtraum versunken, statt zu arbeiten? Das sind nichts anderes als alltägliche Trance-Situationen.

Trance bewusst herbeizuführen, damit arbeitet Hypnose. Mit ganz klaren Zielen: Stress zu reduzieren, Burn-out vorzubeugen, das Selbstwertgefühl zu steigern, mit Mobbing, aber auch Schmerz oder Krankheit besser umzugehen.

„Mittels Hypnose erhalten wir Zugang zu unserem Unbewussten und sind für Suggestionen empfänglich.“
Brigitte Urianek, Psychologin

Über Hypnose existieren viele Klischees. Dabei sei Hypnose nichts anderes als ein natürlicher Zustand angenehmer Entspannung und innerer Ruhe, sagt Psychologin Brigitte Urianek, die sich auf Hypnose und Tiefenentspannung spezialisiert hat. „Mittels Hypnose erhalten wir Zugang zu unserem Unbewussten und sind für Suggestionen empfänglich.“ Vergleichbar sei das mit der Phase kurz vor dem Einschlafen und kurz vor dem Aufwachen. „Der Klient ist dabei bewusst wach“, beschreibt Urianek die geführte Entspannung.

Ferngesteuert? Im Gegenteil

Es sei nicht möglich, jemanden gegen seinen Willen zu hypnotisieren und fernzusteuern, denn der Hypnotisierte verliere ja nicht die Kontrolle über sich. Im Gegenteil, sagt Urianek, „man muss sich darauf einlassen, sonst funktioniert es nicht.“ Außer bei der Blitzhypnose. Doch dazu später.

Vor Beginn der Hypnose gilt es, das Ziel zu klären. Etwa die Angst vor einer beruflichen Herausforderung zu überwinden oder eine körperliche Beschwerde zu bearbeiten. Das Ziel müsse gründlich besprochen werden, denn besonders kopflastigen Menschen falle es mitunter schwer, sich einzulassen. Danach legt sich der zu Hypnotisierende entspannt hin, konzentriert sich unter Anweisung des Hypnotiseurs zunächst auf den Körper und lässt ihn warm bzw. schwer werden. Die Atmung verlangsamt sich, dann beginnt die Visualisierung.

Weit weit weg

„Bei der Hypnose wird ein sogenannter Entspannungsort angestrebt, den man im Idealfall mit allen fünf Sinnen erreicht“, sagt Urianek. Geübte könnten diesen Ort sehr schnell erreichen, sagt sie, alltagstauglich gleichsam von einer Sekunde auf die andere.

Vor einem schwierigen Gespräch etwa könne man sich selbst in einen angenehmen Zustand versetzen.
Brigitte Urianek, Psychologin

Ziel ist, die Selbsthypnose zu erlernen. Urianeks Empfehlung: erst vor dem Einschlafen üben, um sie dann später in den Alltag einbauen. Vor einem schwierigen Gespräch etwa könne man sich selbst in einen angenehmen Zustand versetzen. „Man kann schon zu Hause beginnen, in dieses Gefühl hineinzugehen, damit Nervosität erst gar nicht aufkommt. Obwohl man quasi hypnotisiert ist, ist man fit und reaktionsfähig.“

Schmerzen allerdings können auf diese Weise nicht weggezaubert werden. Immerhin aber ermöglicht die Hypnose einen angenehmeren Umgang mit Problemen.

Denkvorgänge umformen

Hypnose funktioniert, weil Denkvorgänge umgeformt werden, innere Selbstaktivierungskräfte unterstützen dabei. Als Beispiel bringt Urianek Mobbing: In der Hypnose spiele man die Situation gedanklich durch, um ein positives Gefühl in die reale Situation hineinzunehmen und dann Gelassenheit oder Schlagfertigkeit auszupacken.

Wie Coaching basiert Hypnose – bis auf wenige Ausnahmen – auf Sprache, spricht allerdings mehr Gefühlsebenen an als das Coaching und ist daher eine gute Ergänzung. Während der Coach keine Ratschläge erteilt, sondern den Klienten nur anleitet, selbst auf die Lösung zu kommen, werden bei der Hypnose zum Teil konkrete Impulse gegeben. Das nährt den Verdacht, Hypnose sei suggestiv und manipulativ. Tatsächlich ist Hypnose Suggestion – allerdings eine, für die sich der Klient durchaus bewusst entschieden hat.

Angst nicht mehr aufzu wachen? Die Gefahr bestehe nicht, die Trance sei ja kein Schlaf, der Hypnotisierte sei die ganz Zeit über aufmerksam und wachsam.
Brigitte Urianek, Psychologin

Noch eine Sorge begleitet die Hypnose: jene, nicht mehr aus der Trance zu erwachen. Die Gefahr bestehe nicht, sagt Urianek, die Trance sei ja kein Schlaf, der Hypnotisierte sei die ganz Zeit über aufmerksam und wachsam.

Den ganzen Artikel vom 14.02.2016 von der Karriere – Die Presse können Sie hier nachlesen.